Behandlung des multiplen Myeloms
Bis dato ist eine vollständige Heilung des Myeloms nicht möglich, doch die aktuell verfügbaren Therapien ermöglichen es vielen erkrankten Personen, über lange Phasen hinweg symptomfrei zu leben. Man spricht in diesen Fällen von einer Remission, also einer starken Verringerung oder manchmal auch einem völligen Verschwinden der entarteten Plasmozyten aus dem Körper. Die Remissionsphasen können mehrere Monate oder gar Jahre andauern, doch ihnen folgen häufig Rückfälle, mit denen eine Anpassung der Therapie nötig wird.
In den letzten zwanzig Jahren hat es in der Behandlung des multiplen Myeloms große Fortschritte gegeben. Während sie sich in der Vergangenheit auf die klassische Chemotherapie und den Einsatz von Kortikoiden beschränkte, umfasst sie heute deutlich vielseitigere und zielgerichtetere Optionen. Mit dieser Entwicklung haben sich die Lebenserwartung und die Lebensqualität der Patient*innen beträchtlich verbessert.
Die verfügbaren Therapien zielen alle darauf ab, die entarteten Plasmozyten zu zerstören und die gesunden Zellen dabei so gut wie möglich zu schonen.

Zur Behandlung des multiplen Myeloms stehen unter anderem folgende Therapien zur Verfügung:
Chemotherapie
Die Chemotherapie ist bis heute in vielen Fällen Basistherapie. Sie kann je nach Krankheitsstadium als einzige Therapie oder in Kombination mit anderen Medikamenten verabreicht werden.
Intensive Chemotherapie mit anschließender Stammzelltransplantation
In einigen Fällen kann eine intensive Chemotherapie mit nachfolgender Stammzelltransplantation die Therapie der Wahl sein. Im Allgemeinen verfolgt man diesen Ansatz bei Patient*innen unter 75 Jahren in gutem Gesundheitszustand. Die Therapie besteht in der Gabe einer sehr starken Chemotherapie, um möglichst viele Krebszellen abzutöten. Da bei einer solchen Therapie auch das gesunde Knochenmark zerstört wird, werden der betroffenen Person im Anschluss eigene, vor der Chemotherapie entnommene Stammzellen übertragen. Diese Zellen besetzen das Knochenmark und produzieren binnen rund zehn Tagen neue Blutzellen. Diese Therapie macht im Allgemeinen einen ca. dreiwöchigen Krankenhausaufenthalt notwendig.
Zielgerichtete Therapien
Bei den zielgerichteten Therapien kommen Medikamente zum Einsatz, die ganz gezielt die Krebszellen angreifen, indem sie deren Wachstum bremsen und ihre Vermehrung verhindern. Zielgerichtete Therapien verursachen weniger Nebenwirkungen als traditionelle Chemotherapien, da sie nicht so viele gesunde Zellen zerstören.
Neue Behandlungsmethoden
In den letzten Jahren wurden außerdem neue, vielversprechende Behandlungsmethoden entwickelt, die im Wesentlichen auf der Immuntherapie beruhen, deren Ansatz darin besteht, das Immunsystem der erkrankten Person zur Bekämpfung der Krebszellen zu nutzen. Die zur Behandlung des multiplen Myeloms eingesetzten Immuntherapien sind :
Bispezifische Antikörper
Bispezifische Antikörper wie Teclistamab. Sie wirken gleichzeitig auf die Krebszellen und Zellen des Immunsystems (T-Zellen), die sie reaktivieren, um die entarteten Plasmozyten anzugreifen.
CAR-T-Zelltherapien
Bei den CAR-T-Zelltherapien werden der erkrankten Person Immunzellen abgenommen und im Labor so verändert, dass sie ganz gezielt die Zellen des Myeloms angreifen. Anschließend werden sie der Person wieder injiziert. Dieses innovative Therapiekonzepts wirkt auch bei schwer erkrankten Patient*innen sehr schnell und intensiv.
Die unterschiedlichen Therapien können je nach Zustand der erkrankten Person und Einschätzung des medizinischen Versorgungsteams einzeln oder in Kombination mit anderen Medikamenten erfolgen. Bei einem Rückfall kommt es selten vor, dass dieselbe Therapie ein weiteres Mal erfolgt. Meistens entscheidet sich das ärztliche Team für eine neue Kombinationstherapie, um die Krankheit noch gezielter zu bekämpfen und eine möglichst große Wirkung zu erzielen.
Außerdem ist es neben der Bekämpfung des Krebses selbst sehr wichtig, die Auswirkungen der Krankheit insbesondere auf die Knochen zu lindern, etwa mit Gehhilfen, Schienen, Korsetts oder orthopädischen Implantaten. Mit diesen Hilfsmitteln können die betroffenen Bereiche entlastet und die Mobilität erhöht werden. Bei Schädigungen der Wirbelsäule kann es nötig werden, diese durch die Injektion von Harz oder „Zement“ unmittelbar zu stabilisieren. Dieser kaum invasive Eingriff stärkt die Wirbelsäule und sorgt für eine rasche Schmerzlinderung.
In bestimmten Situationen kann auch eine Strahlentherapie erfolgen. Sie zielt nicht darauf ab, das Myelom im gesamten Körper zu behandeln, sondern kann sich zur Linderung von lokalen Knochenschmerzen oder der Vorbeugung von drohenden Knochenbrüchen als sehr wirksam erweisen.