Was versteht man unter peripherer Immuntoleranz?
Unser Immunsystem muss ein schwieriges Gleichgewicht wahren:
- Es muss Mikroben oder abnorme Zellen wie Krebszellen wirksam angreifen können,
- aber auch vermeiden, körpereigene Zellen zu attackieren – das ist die sogenannte Immuntoleranz.
Wenn diese Toleranz gestört ist, richtet sich das Immunsystem gegen gesundes Gewebe und verursacht Autoimmunerkrankungen.
Die Nobelpreisträger*innen 2025 haben eine zentrale Komponente dieses Gleichgewichts ins Licht gerückt: die regulatorischen T-Zellen (auch „Tregs“ genannt). Sie modulieren die Immunantwort, um übermäßige Reaktionen zu verhindern, die sonst gesundes Gewebe schädigen könnten.
Welche Verbindungen zum Krebs?
Diese Erkenntnisse zu regulatorischen T-Zellen sind auch für die Krebstherapie bedeutsam, denn:
Krebserkrankungen nutzen Tregs als Schutzschild
Einige Tumoren lenken Tregs zu ihrem Vorteil, sodass diese die Wirkung antitumoraler Immunzellen unterdrücken. Dadurch verliert das Immunsystem die Fähigkeit, Krebszellen wirksam zu erkennen und zu eliminieren.
Tregs als prognostischer Marker
Die Dichte der regulatorischen T-Zellen innerhalb eines Tumors kann Rückschlüsse auf den Krankheitsverlauf erlauben. In vielen Krebsformen korreliert eine hohe Treg-Präsenz mit einem ungünstigeren Prognosebild, da sie auf eine abgeschwächte Immunantwort hindeutet.
Tregs als therapeutisches Ziel
Dank der neuen Einsichten in die Biologie der Tregs entwickeln Forscher*innen heute Immuntherapien, die das Gleichgewicht zwischen der supressiven Funktion der Tregs und der angreifenden Wirkung anti-tumoraler Zellen kontrollieren.
Zusammengefasst: Die mit dem Nobelpreis 2025 ausgezeichneten Forschungen führen nicht direkt zu einer bereits verfügbaren Krebstherapie, aber sie beleuchten ein essenzielles Puzzlestück: Sie tragen zum Verständnis bei, wie der Körper sich selbst schützt und gleichzeitig, wie dieser Mechanismus künftig zielgerichtet in der Krebstherapie genutzt werden kann.
Quellen
- The Nobel Assembly at Karolinska Institutet / NobelPrize.org. (2025). The Nobel Prize in Physiology or Medicine 2025: Mary E. Brunkow, Fred Ramsdell and Shimon Sakaguchi. [En ligne]. Consulté le 10 octobre 2025, https://www.nobelprize.org/all-nobel-prizes-2025/
- Sakaguchi S. et al. (1995). Murine CD4+ T cells with regulatory activity toward other T cells. The Journal of Immunology, 155(3), 1151-1164. (Identification d'une sous-population de cellules T CD4+ CD25+ capables de prévenir l'auto-immunité.)
- Beyer M. et al. (2011). The role of regulatory T cells in human cancer. Immunology, 134(2), 117-125. (Méta-analyses et revues confirment ce lien dans de nombreux types de cancers.)
- Kim Y. et al. (2020). Regulatory T cells in cancer immunotherapy. Immunity, 52(2), 246-261.
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