Multiples Myelom: Der wenig bekannte Krebs

Das Multiple Myelom ist eine sehr seltene Form von Blutkrebs, bei der sich entartete Plasmazellen im Knochenmark unkontrolliert vermehren. Sie verdrängen gesunde Blutzellen, schwächen die Blutbildung und das Immunsystem und stören den Knochenstoffwechsel – mit teils schweren Folgen wie Knochenbrüchen und Nierenschäden. Die Erkrankung ist sehr selten: nur etwa 1 % aller Krebserkrankungen.

Anlässlich des Europäischen Myelom-Tags am 27. September wollen wir der Krankheit mit diesem Artikel mehr Sichtbarkeit verleihen.

27 September 2025
Myélome Multiple

Die Ursachen dieser Krebserkrankung sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Umweltgifte wie Pestizide, starkes Übergewicht, ionisierende Strahlung oder etwa genetische Faktoren können das Risiko erhöhen.

Betroffen sind meist ältere Menschen, das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei über 65 Jahren - aber auch deutlich jüngere Menschen erkranken. Tückisch ist der oft schleichende Beginn: Müdigkeit, häufige Infekte oder Rückenschmerzen erscheinen unspezifisch – besonders bei älteren Menschen. 

Die Folge: Die Diagnose erfolgt oft erst spät. Ein anhaltender Schmerz oder etwa extreme Müdigkeit sollten jedoch stärker als Alarmsignale gedeutet werden - von den Betroffenen selbst sowie von Ärzt*innen. Denn schon ein einfaches Blutbild kann eine erste Diagnose liefern.

Bei 80 % der Myelom-Patient*innen werden die Knochen schwächer, und es entstehen regelrechte Löcher. Zur Stabilisierung der Wirbelsäule und anderen Knochenstrukturen sollte eine spezifische Therapie angeboten werden.

Die Behandlung richtet sich nach dem Alter und dem Gesundheitszustand der Betroffenen und dem Stadium der Krankheit. Bei jüngeren Menschen (unter 65) kommt häufig eine Kombination aus Chemotherapie, Stammzelltransplantation und Immuntherapie zum Einsatz. Kommt diese Behandlung aufgrund des Gesundheitszustands nicht in Frage, wird auf eine rein medikamentöse Behandlung gesetzt. 

Dank der medizinischen Fortschritte hat sich die Überlebensdauer der Erkrankten mehr als verdoppelt.

Da Myelomzellen schnell mutieren und resistent werden, müssen verschiedene Therapien kombiniert werden

Erfahrungsbericht von Beth

Beth Collinge

Trotz besserer Therapien verläuft das Myelom in wechselnden Phasen von Rückfall und Remission. Das Multiple Myelom ist nach wie vor nicht heilbar, aber behandelbar – eine Tatsache, die viele Patient*innen zunächst schwer trifft.

So auch Beth Collinge, eine gebürtige Britin, die seit Jahren in Luxemburg lebt. Vor elf Jahren bekam sie ihre Diagnose. Nach monatelangen Rückenschmerzen und einer Übelkeitsepisode wurde sie wegen Verdachts auf Nierensteine geröntgt. Stattdessen stellte man ein Myelom fest.

„Die Schmerzen kamen von mehreren gebrochenen Rippen und einer geschwächten Wirbelsäule“, so Beth. „Ich hatte keine Ahnung, was ein Multiples Myelom überhaupt ist”, erinnert sie sich.

Nach dem ersten Schock begann Beth, sich intensiv mit der Krankheit auseinanderzusetzen. „Wissen ist Macht – das ist mein Rat an alle Betroffenen“, sagt sie und rät dazu mehr über die Krankheit zu lernen und sich in Entscheidungsprozesse einzubringen. Sie engagiert sich aktiv in Patient*innenorganisationen und hält sich körperlich fit. Gemeinsam mit elf anderen Erkrankten und 110 Unterstützer*innen radelte sie in vier Tagen von London nach Paris und sammelte dabei über 250.000 € für die Forschung. Außerdem nahm sie im Juli gemeinsam mit ihren Söhnen an einem 2-Kilometer-Freiwasserschwimmen teil.

„Es hat große Fortschritte gegeben“, sagt sie, „aber es erkranken immer mehr – auch jüngere Menschen. Es gibt noch viel zu tun.“ 

Zum ersten Mal überhaupt sind Hämatolog*innen aber zuversichtlich, dass es bald eine Heilung geben könnte.

„Der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen, aber das hängt auch viel vom Stadium ab, in dem man sich gerade befindet. Weil es nicht so viele Betroffene gibt, gerade in Luxemburg, ist es nicht einfach eine Selbsthilfegruppe aufzustellen, ich würde mir eine solche aber wünschen.“

Beth Collinge