Zu diesen zählt auch die chronische lymphatische Leukämie (CLL), die in Europa und Nordamerika als häufigste Leukämieform bei Erwachsenen gilt. Trotz zahlreicher medizinischer Fortschritte in den letzten Jahren bleibt CLL bislang unheilbar. Betroffene müssen sich in der Regel einer lebenslangen Therapie unterziehen, deren Wirksamkeit stark von individuellen Faktoren wie genetischen Mutationen, dem Krankheitsstadium oder der körperlichen Verfassung abhängt.
Aktuell erforscht Jérôme Paggetti mit seinem Team einen neuartigen Wirkstoff, der das Potenzial hat, die Behandlung von CLL grundlegend zu verändern. Ziel ist eine Therapieform, die nicht nur effektiver, sondern auch deutlich verträglicher ist als bisherige Behandlungsansätze.
Jérôme Paggetti erklärt im Video das Forschungsprojekt
„Gene des 1C-Stoffwechsels sind in CLL-Zellen im Vergleich zu gesunden B-Zellen unterschiedlich aktiviert. Wird ein bestimmtes Enzym gehemmt, wirkt sich das besonders stark gegen CLL aus, wohingegen gesunde B-Zellen kaum betroffen sind. Das zeigt: Ein besseres Verständnis des Krebsstoffwechsels kann helfen, neue Therapieansätze zu finden.“
Jérôme Paggetti, Gruppenleiter und stellvertretender Abteilungsleiter der Abteilung für Krebsforschung am Luxembourg Institute of Health (LIH)
Im Fokus der aktuellen Forschung steht ein spezieller Stoffwechselweg innerhalb der Krebszellen: der sogenannte 1-Kohlenstoff-Stoffwechsel (kurz: 1C-Stoffwechsel). Dieser Weg ist essenziell für das schnelle Wachstum von Krebszellen, da er unter anderem den Aufbau von DNA-Bausteinen unterstützt. In vielen Tumorzellen ist der 1C-Stoffwechsel besonders aktiv – was ihn zu einem sehr interessanten Ziel für neue Medikamente macht.
Die zentrale Hypothese des CAMEL-Projekts lautet: Wird dieser Stoffwechselweg gezielt blockiert, verlieren die Krebszellen ihre Teilungsfähigkeit und sterben. Gesunde Zellen hingegen sind weit weniger abhängig von diesem Weg. Somit könnten mögliche Nebenwirkungen - im Vergleich zu herkömmlichen Chemotherapien - deutlich reduziert werden.
Ein Forscherteam am Karolinska-Institut in Stockholm hat ein Molekül entwickelt, das den 1C-Stoffwechselweg gezielt hemmt. Paggettis Team testet die Wirksamkeit dieses Mittels derzeit gegen verschiedenen Blutkrebsarten – mit besonderem Augenmerk auf CLL. Erste präklinische Tests im Reagenzglas und an Tiermodellen zeigen bereits vielversprechende Ergebnisse, selbst bei aggressiven Krankheitsverläufen.
Darüber hinaus erforscht das Team, warum bestimmte Blutkrebserkrankungen besonders stark auf diesen Wirksoff reagieren, während es in anderen – etwa dem Multiplen Myelom – kaum eine Wirkung zeigt. Diese Erkenntnisse könnten helfen, die Therapie künftig auch auf andere Krebsarten auszuweiten.
CAMEL wird von der Fondation Cancer und dem Fonds National de la Recherche (FNR) mit insgesamt 909.000 € kofinanziert (2025-2028)
Foto (von links nach rechts): Johannes Meiser (LIH); Frank Glod (LIH); Elodie Viry (LIH); Jérôme Paggetti (LIH); Dr Carole Bauer (Fondation Cancer); Dr. Andreea Monnat (FNR), Margot Heirendt (Fondation Cancer)

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