Case Manager: Begleiter in einer herausfordernden Zeit

Viele Krebspatient*innen fühlen sich mit der Diagnose und den bevorstehenden Behandlungen überfordert. Die Krankheit wirft unzählige Fragen auf, die nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche, das soziale Umfeld und den Alltag betreffen. Um die Patient*innen in dieser schwierigen Zeit zu begleiten, verfügen heute viele Krankenhäuser über Case Manager, wie beispielsweise im Centre national de radiothérapie François Baclessein Esch, wo Séverine Dissaux, Melissa Reis Couto und Benoit Misse diese wichtige Aufgabe übernehmen.

„Wir sind ein bevorzugter Ansprechpartner und helfen bei der Koordination“, erklärt Benoit Misse. „Nach einem Arztgespräch bleiben oft viele Unsicherheiten – über die Krankheit selbst, die Behandlungsmöglichkeiten oder praktische Fragen des Alltags.“ Die Case Manager bieten einen Raum für das, was im Krankenhausumfeld oft fehlt: Zuhören, erklären, orientieren und begleiten.

Foto: Benoit Misse, Case Manager am Centre François Baclesse (CFB)

04 Dezember 2025
Case Manager Benoit Misse - Centre Baclesse

„Wir versuchen, in allen Bereichen zu helfen, die durch die Krankheit und die Behandlungen beeinträchtigt sind, aber wir können nicht in allem Spezialist*innen sein“, fasst Benoit Misse zusammen. Es ist wichtig, die Grenzen der eigenen Kompetenz zu kennen: Ernährungsberatung – ja, aber nicht als Ersatz für eine*n Ernährungsberater*in; Zuhören – ja, aber keine Therapie machen. Das Wichtigste ist, zu wissen, an wen man die Patientinnen und Patienten weiterverweisen kann, damit sie die Hilfe finden, die sie brauchen.

Wie Séverine Dissaux betont, fungieren die Case Manager als Schnittstelle zwischen den Pflegeteams, der Verwaltung, den Krankenkassen, den Verbänden, den Sozialdiensten und anderen. „Wir kennen die Strukturen und Ansprechpartner, sodass wir den Patientinnen und Patienten helfen können, die richtigen Informationen zu erhalten, ohne Zeit und Energie zu verlieren – wertvolle Ressourcen während einer Behandlung.“

Ansprechperson während der gesamten Behandlung

Die Strahlentherapie im Centre Baclesse ist Teil einer umfassenden Behandlung, die in Abstimmung mit dem Referenzkrankenhaus der Patientinnen und Patienten erfolgt. Während dieser Zeit kommen die Patientinnen und Patienten ambulant zur Strahlentherapie und allen damit verbundenen Behandlungen, wie beispielsweise einer begleitenden Chemotherapie. Weil der Übergang zwischen den Einrichtungen schwierig sein kann für Patient*innen, achten Case Managerdarauf, während der gesamten Behandlung eine konstante Bezugsperson zu sein.

Im Centre Baclesse wurde die Arbeit der Case Manager zunächst für Brustkrebspatient*innen entwickelt, aber das Angebot wurde nach und nach auf alle Patient*innen ausgeweitet. Bereits beim ersten Arztgespräch erhalten die Betroffenen die Kontaktdaten der Case Manager. Für Patient*innen mit Brustkrebs werden automatisch zwei Termine vereinbart: einer zu Beginn der Strahlentherapie und einer am Ende. Aber auch zwischen diesen Terminen – und weit darüber hinaus – bleibt der Kontakt möglich. „Unsere Begleitung hat kein Enddatum“, betont Benoit Misse. „Viele melden sich noch Monate nach der Behandlung wieder bei uns.“

Case Manager müssen über Grundkenntnisse und Erfahrung in der Onkologie verfügen, etwa als Fachkrankenpfleger*in

Das erste Gespräch dauert oft fast eine Stunde. „Wir müssen verstehen, wer vor uns sitzt, welche Sorgen und Ressourcen vorhanden sind“, erklärt Séverine Dissaux. „Wir vermitteln die Botschaft, dass kein Thema tabu ist: Partnerschaft, Arbeit, Finanzen, psychische Belastung oder einfach nur die Organisation des Alltags.“

Die Patient*innen trauen sich meist, den Case Managern verschiedene Fragen zu stellen. „Manchmal geht es nicht darum, neue Informationen zu liefern, sondern einfach darum, das, was der Arzt gesagt hat, neu zu formulieren oder einfach nur zuzuhören, was sie beschäftigt“, fügt Séverine Dissaux hinzu. Dieser Ansatz kann helfen, Ängste abzubauen und ein Gefühl der Sicherheit zurückzugeben – vor allem zu Beginn des Prozesses.

Foto (von links nach rechts): Melissa Reis Couto und Séverine Dissaux, Case Managerinnen am Centre François Baclesse

Case Managers - Melissa et Séverine - CFB

Der Beruf des Case Managers ist nicht immer bekannt und mit Herausforderungen verbunden, dessen sind sich die Fachleute bewusst. Aber das positive Feedback und die sichtbaren Fortschritte bei den Patient*innen zeigen, wie wichtig diese Arbeit ist. „Es ist befriedigend zu sehen, dass manchmal schon ein einfacher Austausch einen großen Unterschied machen kann“, schlussfolgern Benoit Misse und Séverine Dissaux.

Case Manager gibt es inzwischen in den meisten Krankenhäusern Luxemburgs. Derzeit läuft ein Optimierungsprozess, um die Fachkräfte standortübergreifend besser zu vernetzen und die Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen weiter zu harmonisieren.

Der Arbeitsalltag richtet sich nach den spezifischen Bedürfnissen der Patient*innen, und ist entsprechend abwechslungsreich. Case Manager begleiten sie durch alle Phasen von Erkrankung und Therapie.

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