„Nicht jeder Brustkrebs ist gleich, und jede Person bringt ihren eigenen Hintergrund, eigene Sorgen und Bedürfnisse mit“, sagt Joëlle Leclerc. Entsprechend individuell gestaltet sich ihre Arbeit. Die Unterstützung beginnt häufig bereits in der Phase der Diagnostik, etwa nach einer auffälligen Brustbiopsie, wenn sich viele Patient*innen mit Unsicherheit und Angst konfrontiert sehen. In dieser Phase beantwortet die Breast Care Nurse Fragen zur Erkrankung, zu Untersuchungen, möglichen Therapieoptionen und organisiert erste Termine.
Im weiteren Verlauf übernimmt sie vielfältige Aufgaben – abhängig davon, wie stark die Erkrankung das Leben der betroffenen Person beeinflusst.
Die Breast Care Nurse arbeitet eng mit dem Ärzt*innenteam und anderen Berater*innen zusammen
Sie koordiniert psychologische Betreuung, unterstützt bei der Ernährungsberatung, organisiert die Nachsorge, und hilft bei der Bewältigung von Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Wundheilungsstörungen oder Wechseljahresbeschwerden durch eine Hormontherapie.
Auch bei der Auswahl einer geeigneten Brustprothese, der Körperbildarbeit, bei intimen Fragen zur Sexualität oder bei Partnerschaftsproblemen ist sie eine vertrauensvolle Begleiterin.
Die Rückkehr in den Beruf oder der Umgang mit sozialen und finanziellen Herausforderungen
sind weitere Themen.

Die Dauer der Betreuung variiert stark. In der Regel nutzen Patient*innen die Unterstützung über einen Zeitraum von etwa einem Jahr.
In Fällen einer unheilbaren Erkrankung kann die Begleitung in der Palliation auch über viele Jahre hinweg bestehen. Gerade im palliativen Kontext ist es für viele besonders wichtig, dass jemand einfach zuhört und präsent ist.
„Ein zentrales Ziel ist, den Patient*innen ein Gefühl von Kontrolle zurückzugeben“, sagt Joëlle Leclerc. „Das hilft ihnen, mit der enormen Belastung besser umzugehen.“
Trotz der Wichtigkeit dieser Rolle ist die Versorgung in Luxemburg noch nicht ausreichend.
„Leider fehlen uns schlichtweg die personellen Ressourcen, wenn ich im Urlaub oder in Fortbildung bin. Im Alltag kann ich nicht bei jedem Arzttermin oder jeder Therapiebesprechung anwesend sein“, so Leclerc.
Ihr Appell: Um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, braucht Luxemburg mehr Breast Care Nurses.
„Ich selbst lerne auch sehr viel von den Patient*innen. Das sind Menschen, die oft an einem Scheideweg stehen und ihr Leben neu organisieren müssen oder wollen. Hier ist viel Resilienz gefragt – und das kann sehr inspirierend sein.“
Joëlle Leclerc
Empfehlung für Luxemburg
Breast Care Nurses gibt es in allen Nachbarländern Luxemburgs, allerdings unterscheiden sich Ausbildung und Berufsbezeichnung teilweise voneinander. Da Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen ist und die Fallzahlen steigen, gilt die Rolle der Breast Care Nurse als unverzichtbar.
Beim letzten Audit im Rahmen der nationalen Roadmap “Sein” hat das luxemburgische Gesundheitsministerium mehrere Empfehlungen ausgesprochen, um die Behandlungsqualität weiter zu verbessern. Ein zentrales Element dabei ist auch die Betreuung durch eine Breast Care Nurse.
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