Behandlung von Schilddrüsenkrebs mit radioaktivem Jod: die Radiojodtherapie

Die Radiojodtherapie, manchmal auch Iodtherapie genannt, ist eine nuklearmedizinische Behandlung, die vor allem zur Therapie bestimmter Schilddrüsenerkrankungen eingesetzt wird – insbesondere nach einer Operation wegen Schilddrüsenkrebs.

Dabei wird eine kleine Menge radioaktives Iod (auch als J-131 bezeichnet) verabreicht, das sich gezielt in den verbliebenen Schilddrüsenzellen anreichert und diese zerstört. Die Schilddrüse nimmt beinahe sämtliches im Organismus befindliches Jod auf, was eine sehr präzise Behandlung ermöglicht. Darum kann radioaktives Jod zur Behandlung von Schilddrüsenkrebs verwendet werden.

Das radioaktive Jod wird in Form einer Gelkapsel verabreicht. Nach der Einnahme geht es ins Blut über. Die Schilddrüse speichert das im Blut zirkulierende Jod. Dies gilt sowohl für nach der Schilddrüsenentfernung verbleibende gesunde Zellen wie für Krebszellen. Das radioaktive Jod reichert sich vor allem in den Zellen der Schilddrüse an, wo die Strahlung die Schilddrüse und alle anderen Schilddrüsenzellen (darunter auch die Krebszellen), die Jod absorbieren, ohne wesentliche Auswirkungen für den restlichen Organismus zerstört. Die von dem radioaktiven Jod ausgehende Strahlung beschädigt die Schilddrüsenzellen, die dann – nach einigen Wochen oder Monaten – zerstört werden.

Die bei dieser Therapie angewendete Strahlendosis ist deutlich höher als bei einer Radiojodszintigrafie.

Iode

Die Radiojodtherapie ist eine Standardbehandlung für Personen mit papillärem oder follikulärem Schilddrüsenkarzinom (differenzierter Schilddrüsenkrebs), der bereits den Hals oder andere Körperteile befallen hat. Weniger relevant ist diese Therapie für Personen mit kleinen Schilddrüsenkarzinomen, die noch nicht gestreut haben und häufig vollständig operativ entfernt werden können. Nicht geeignet ist sie zur Behandlung (undifferenzierter) anaplastischer und medullärer Karzinome, denn diese Karzinome nehmen kein Jod auf.

Vorbereitung auf die Radiojodtherapie

Für eine optimale Wirksamkeit der Radiojodtherapie ist ein hoher TSH-Wert im Blut nötig: Empfohlen wird ein Wert von mindestens 30 µU/ml (30 mU/l), denn TSH ermöglicht die Aufnahme von radioaktivem Jod durch das Schilddrüsengewebe (und die Krebszellen). Nach einer vollständigen Entfernung der Schilddrüse kann der TSH-Wert vor Gabe der Therapie durch zwei verschiedene Maßnahmen erhöht werden:

  • Sie stellen die Aufnahme von Schilddrüsenhormonen mehrere Wochen lang ein. Dadurch kommt es zu einer Hypothyreose, einer mangelnden Versorgung mit Schilddrüsenhormonen. In der Folge schüttet die Hirnanhangdrüse mehr TSH aus. Dieser erhöhte TSH-Spiegel verbessert die Aufnahme des radioaktiven Jods durch die zu behandelnden Schilddrüsenzellen. Diese absichtlich herbeiführte Hypothyreose ist zwar nur vorübergehend, geht jedoch mit Symptomen wie Erschöpfung, Depressionen, Gewichtszunahme, Verstopfung, Muskelschmerzen und einer verminderten Konzentrationsfähigkeit einher.
  • Man injiziert Ihnen Thyrotropin (Thyrogen), sodass ein längerer Verzicht auf die Einnahme von Schilddrüsenhormonen nicht notwendig ist. Das Medikament wird zwei Tage lang täglich gegeben, am dritten Tag erfolgt dann die Radiojodtherapie.

Vor einer Radiojodtherapie wird empfohlen, eine besondere jodarme Ernährungsweise einzuhalten.

Wenn Ihr Körper bereits eine größere Menge an nicht radioaktivem Jod enthält, können die Schilddrüsenzellen (normale wie auch bösartige) dieses „normale“ Jod bevorzugen, anstatt das radioaktive Jod aufzunehmen. Dadurch wird die Aufnahme des radioaktiven Jods in die zu behandelnden Zellen verringert und die Wirksamkeit der Therapie kann abnehmen.

Daher ist es sinnvoll, jodreiche Lebensmittel wie Schalentiere und andere Meeresfrüchte, Algen, jodiertes Speisesalz sowie größere Mengen an Milch- und Milchprodukten zu meiden und stattdessen jodarme Lebensmittel wie frisches Obst, frisches oder tiefgefrorenes Gemüse, frisches Fleisch, Nudeln, Reis usw. zu bevorzugen.

Risiken und Nebenwirkungen

Nach der Radiojodtherapie geht von Ihrem Körper ein gewisses Maß an Strahlung aus. Je nach Höhe der verabreichten Dosis an radioaktivem Jod müssen Sie nach der Behandlung unter Umständen einige Tage in einem Isolationszimmer im Krankenhaus bleiben, damit es nicht zu einer Strahlenexposition für andere Personen kommt.

Die Radiojodtherapie wird im Allgemeinen gut vertragen. Dennoch können bestimmte Beschwerden oder Nebenwirkungen auftreten.

Zu den möglichen kurzfristigen Nebenwirkungen der Radiojodtherapie gehören:

  • empfindlicher oder geschwollener Hals
  • Mundtrockenheit
  • Entzündung der Speicheldrüsen
  • Übelkeit und Erbrechen (selten)

Gegen die Mundtrockenheit kann es helfen, viel Wasser zu trinken sowie Kaugummi zu kauen oder harte Bonbons zu lutschen. Das kann dazu beitragen, die Speicheldrüsen zu schützen und Beschwerden durch Mundtrockenheit zu verringern.

Nach der Radiojodtherapie kann es zu einer verminderten Produktion von Tränenflüssigkeit kommen, was unter Umständen zu trockenen Augen führt. Personen, die Kontaktlinsen tragen, sollten sich im Vorfeld entsprechend medizinisch beraten lassen.

 

Langfristige Nebenwirkungen

In seltenen Fällen kann eine Entzündung der Speicheldrüsen über längere Zeit bestehen bleiben. Männer, die eine hohe Gesamtdosis an radioaktivem Jod erhalten, können vorübergehend eine verminderte Spermienzahl aufweisen. Dieser Effekt ist in der Regel innerhalb von 6 bis 18 Monaten rückgängig. Das radioaktive Jod kann auch die Eierstöcke beeinflussen, und bei manchen Frauen bleibt die Menstruation bis zu einem Jahr nach der Behandlung unregelmäßig.

Bei Kindern, deren Eltern in der Vergangenheit eine Radiojodtherapie erhalten haben, wurden keine unerwünschten Wirkungen beobachtet.

Für Personen, die eine Radiojodtherapie erhalten haben, kann ein leicht erhöhtes Risiko für Leukämie sowie für Magen- und Speicheldrüsenkrebs bestehen. Es handelt sich hierbei um extrem seltene und bislang schlecht dokumentierte Komplikationen.

Wenn Sie Fragen zu den möglichen Risiken und den möglichen Vorteilen Ihrer Behandlung haben, wenden Sie sich an Ihr Behandlungsteam.

 

Schwangerschaft und Stillen

Die Radiojodtherapie ist in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Das Stillen muss einige Wochen vor Behandlungsbeginn eingestellt werden. Bei Frauen im gebärfähigen Alter wird vor der Behandlung ein Schwangerschaftstest durchgeführt. Weiterhin müssen sie vor Behandlungsbeginn anfangen zu verhüten und die Verhütung nach dem Abschluss der Behandlung noch zwölf Monate lang fortsetzen, da die Radiojodtherapie das Risiko einer Fehlgeburt in den sechs bis zwölf Monaten nach der Behandlung erhöhen kann.

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