Krebserkrankungen in Luxemburg: Erster nationaler Bericht 2014–2021

Das Nationale Krebsregister (Registre National du Cancer, RNC) hat am Mittwoch, den 19. November 2025, seinen ersten Bericht zu den Krebszahlen in Luxemburg veröffentlicht.

Dieser Bericht bietet erstmals einen nationalen Überblick über alle Krebsarten, die bei in Luxemburg wohnhaften Personen zwischen 2014 und 2021 diagnostiziert wurden. Die Daten zeigen interessante Verteilungen und Entwicklungen bei Inzidenz und Sterblichkeit.

Die Fondation Cancer begrüßt diese Veröffentlichung ausdrücklich. Sie stärkt die wissenschaftliche Grundlage, die für Prävention, Früherkennung und die optimale Versorgung von Patientinnen und Patienten erforderlich ist.

Couverture du premier rapport pluriannuel national du cancer au Luxembourg

Inzidenz und Sterblichkeit der häufigsten Krebsarten

Zwischen 2014 und 2021 wurden in Luxemburg 23.660 neue Krebsfälle registriert, im Durchschnitt nahezu 3.000 Diagnosen pro Jahr. Im gleichen Zeitraum wurden über 8.000 Todesfälle aufgrund einer Krebserkrankung verzeichnet.

Die am häufigsten diagnostizierten Krebsarten sind Brustkrebs, Prostatakrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs (Kolonkarzinom) und Leukämien. Diese fünf Krebsarten machen 52,9 % aller neuen Krebsfälle in Luxemburg aus.
 

Die wichtigsten Ursachen für krebsbedingte Todesfälle sind Lungenkrebs, Brustkrebs, Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Prostatakrebs. Zusammen sind diese fünf Krebsarten für 50,1 % aller Krebstodesfälle in Luxemburg verantwortlich.

Unterschiede zwischen Frauen und Männern


Die Verteilung der neu diagnostizierten Krebserkrankungen zwischen Frauen und Männern ist tatsächlich unterschiedlich, aber insgesamt relativ ausgeglichen:

  • 48,3 % der Diagnosen betreffen Frauen
  • 51,7 % der Diagnosen betreffen Männer

Anders sieht es bei der Mortalität aus: Hier ist die krebsbedingte Sterblichkeit bei Männern höher. Zwischen 2014 und 2021 entfielen 54,3 % der krebsbedingten Todesfälle auf Männer und 45,7 % auf Frauen. Das ist ein wichtiger Hinweis darauf, wie notwendig Prävention und eine angemessene Versorgung insbesondere bei Männern sind.

Die Daten zeigen zudem altersabhängige Unterschiede zwischen den Geschlechtern:

  • Vor dem 60. Lebensjahr ist die Inzidenz bei Frauen höher.
  • Nach dem 60. Lebensjahr ist sie bei Männern höher.
  • Nach dem 70. Lebensjahr ist das Risiko, an Krebs zu sterben, bei Männern etwa 1,5-mal höher als bei Frauen.

 

Häufige Krebsarten und Tumoren mit hoher Aggressivität

Einige Krebsarten weisen eine ausgeprägte Aggressivität auf. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leberkrebs und Speiseröhrenkrebs liegen die Sterblichkeitsraten nahe an den Inzidenzraten. Das spiegelt wider, dass diese Erkrankungen häufig spät entdeckt werden und die therapeutischen Möglichkeiten begrenzt sind.

Umgekehrt zeigen Brustkrebs und Prostatakrebs trotz hoher Inzidenz vergleichsweise niedrigere Sterblichkeitsraten. Dies hängt unter anderem mit einer früheren Diagnose und mit gut etablierten, wirksamen Behandlungsstrategien zusammen.
 


 

Die Verteilung der Krebserkrankungen nach Altersgruppen

Über alle Krebsarten hinweg liegt das Medianalter bei Diagnosestellung bei 67 Jahren – ein Wert, der mit dem in anderen europäischen Ländern vergleichbar ist.

Bestimmte Krebsarten treten jedoch überwiegend in jüngeren Bevölkerungsgruppen auf:

  • Zwischen 0 und 19 Jahren werden vor allem Leukämien und Tumoren des zentralen Nervensystems beobachtet.
  • Bei jungen Erwachsenen im Alter von 20 bis 49 Jahren ist bei Männern Hodenkrebs die häufigste Krebsart, während bei Frauen Brustkrebs und Schilddrüsenkrebs überwiegen.

Der Bericht erlaubt derzeit noch keine Aussage darüber, ob Krebserkrankungen heute tendenziell in jüngerem Alter auftreten als in der Vergangenheit. Um diese Frage zu beantworten, braucht es Daten über einen noch längeren Zeitraum.

Distribution des cancers selon âge et sexe

Nimmt die Zahl der Krebserkrankungen zu?

Zwischen den beiden Zeiträumen 2014–2017 und 2018–2021 ist ein leichter Rückgang der (standardisierten) Inzidenz zu beobachten. Konkret zeigen die Daten eine Abnahme von:

  • 0,9 % der Krebsfälle bei Männern
  • 1,4 % der Krebsfälle bei Frauen

Diese Entwicklung ist grundsätzlich positiv zu bewerten. Dennoch ist bei der Interpretation Vorsicht geboten, denn:

  • Der Rückgang betrifft alle Krebsarten zusammengefasst. Die Inzidenz bestimmter Krebsarten steigt jedoch weiter an. Dies gilt insbesondere für Melanome der Haut, Leukämien, Prostatakrebs, Gebärmutterhalskrebs sowie für Nierenkrebs und Krebs des Nierenbeckens und der Harnleiter.
  • Der Beobachtungszeitraum ist nach wie vor begrenzt.
  • Die Bevölkerung Luxemburgs ist relativ klein, sodass Schwankungen stärker ins Gewicht fallen.
  • Der zweite Zeitraum umfasst die Pandemiejahre von COVID-19, in denen die Aktivitäten im Bereich der Früherkennung wahrscheinlich reduziert waren. Das kann die beobachteten Zahlen verzerren.

Nimmt die Zahl der Krebstodesfälle ab?

Zwischen 2014 und 2021 zeigt der Bericht des Registre National du Cancer (RNC), dass die altersstandardisierten Sterberaten für die fünf häufigsten Krebsarten in Luxemburg insgesamt stabil sind oder leicht zurückgehen. Nur beim Lungenkrebs ist zwischen 2014 und 2018 ein deutlich stärkerer Rückgang zu beobachten.

Décès cancer en diminution ?

Ergänzend zu diesen Ergebnissen weisen zwei weitere Studien auf denselben Trend hin:

  • Eine Studie des Luxembourg Institute of Health (LIH) über den Zeitraum 1998–2021 zeigt, dass die krebsbedingte Sterblichkeit in Luxemburg – über alle Krebsarten hinweg – im Durchschnitt um 2,1 % pro Jahr zurückgegangen ist.

Quelle: Mafra A, Weiss J, Saleh S, Weber G, Backes C. Cancer mortality trends in Luxembourg: A 24-year descriptive study (1998–2021). Cancer Epidemiol. 2024;93:102648. doi:10.1016/j.canep.2024.102648.)

  • Das Länderprofil „Profils sur le cancer par pays : Luxembourg 2025“ der OECD bestätigt diese Entwicklung. Es berichtet für die Jahre 2011–2021 einen Rückgang der krebsbedingten Mortalität um 25 % bei Männern und 24 % bei Frauen.

Quelle : OCDE/Commission Européenne (2025), Profils sur le cancer par pays : Luxembourg 2025, Profils des pays de l’UE sur le cancer, Éditions OCDE, Paris.

 

Fazit

Dieser erste nationale Mehrjahresbericht stellt eine wichtige Referenzbasis für die epidemiologische Analyse von Krebserkrankungen in Luxemburg dar. Er bestätigt außerdem, dass Inzidenz und krebsbedingte Sterblichkeit in Luxemburg im Einklang mit den Trends in den Nachbarländern liegen.

Mit der fortlaufenden Datensammlung des RNC wird es künftig möglich sein, stabilere Trends zu erkennen und die nationalen Strategien zur Prävention, Früherkennung und Versorgung weiter zu präzisieren.

Die Fondation Cancer wird die Entwicklung dieser Indikatoren aufmerksam verfolgen, um:

  • Prioritäten in der Prävention zu setzen
  • organisierte Früherkennungsprogramme zu unterstützen und zur Teilnahme zu motivieren
  • die Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten besser zu verstehen und die Unterstützungsangebote entsprechend anzupassen
  • gegenüber Entscheidungsträgern für eine ehrgeizige, auf zuverlässigen und sorgfältig überprüften Statistiken beruhende Gesundheitspolitik einzutreten, die die Situation in Luxemburg realistisch abbildet.


 

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