Kognitive Beeinträchtigungen bei Krebs

Durch eine Krebserkrankung bedingte kognitive Beeinträchtigungen kommen häufig vor und wirken sich negativ auf die Lebensqualität der Betroffenen aus.

Patienten und Patientinnen mit einem Hirntumor erleben bedingt durch den Tumor und dessen Behandlung eine nachlassende kognitive Leistungsfähigkeit. Der Grad der Beeinträchtigungen hängt von Lage und Größe des Tumors ab. Allerdings beobachtet man auch bei Menschen mit anderen Krebserkrankungen kognitive Beeinträchtigungen.

Kognitive Beeinträchtigungen bei Krebs

Faktoren, die zur Verschlechterung der kognitiven Leistung beitragen

Faktoren, die zur Verschlechterung der kognitiven Leistung beitragen

Es gibt erwiesenermaßen eine ganze Reihe von Faktoren, die bei krebskranken Menschen zu verminderten kognitiven Leistungen führen. So konnten Studien zeigen, dass Patientinnen und Patienten, die an Depressionen leiden, eher zu kognitiven Beeinträchtigungen neigen. Zu den aufgefundenen Problemen gehörten kurz- und langfristige Gedächtnisstörungen sowie psychomotorische Beeinträchtigungen. Außerdem hat man beobachtet, dass auch Angst sich auf die kognitiven Fähigkeiten und die neuropsychologische Leistung auswirken kann: Krebskranke Menschen mit schweren Angstzuständen erleben Beeinträchtigungen ihrer räumlichen Vorstellungskraft und haben Schwierigkeiten, zwischen unterschiedlichen kognitiven Funktionen zu wechseln. Weiterhin berichten die Forschenden, dass auch geistige und körperliche Erschöpfung sich negativ auf die selektive Wahrnehmung, die Konzentrationsfähigkeit und die psychomotorische Geschwindigkeit auswirken können.

Chronische Schlafstörungen haben ebenfalls beträchtliche negative Folgen für Aufmerksamkeit und Wachsamkeit. Erkrankte mit chronischen Schlafstörungen berichten häufig von Gedächtnisverlust, Konzentrationsschwäche und eingeschränkter motorischer Leistungsfähigkeit. Weiterhin lassen einige Studien vermuten, dass für Frauen, die nach den Wechseljahren wegen Brustkrebs behandelt werden, das Risiko besteht, infolge der Hormontherapie kognitive Defizite zu entwickeln, doch diese Ergebnisse bedürfen noch der Bestätigung.

Auswirkungen der Chemotherapie auf die geistige Wahrnehmung

Die Betroffenen verspüren Probleme, mehrere Aktivitäten gleichzeitig auszuführen, sie denken langsamer und leiden unter Wortfindungsschwierigkeiten und Gedächtnisstörungen.

In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass die Chemotherapie vorübergehend das Zellwachstum in den Hirnbereichen hemmt, die zuständig für das Lernen und das Gedächtnis sind.

Auswirkungen der Chemotherapie auf die geistige Wahrnehmung

Maßnahmen zur Verbesserung der geistigen Wahrnehmung

Maßnahmen zur Verbesserung der geistigen Wahrnehmung

Eine gezielte kognitive Verhaltungstherapie (CBT, von engl. cognitive behavioral therapy) kann Anpassungsfähigkeiten und verbales Arbeitsgedächtnis verbessern. Zu den Maßnahmen zur kognitiven Rehabilitation gehören der Wiedererwerb funktioneller Kompetenzen mittels Psychoedukation sowie das Einüben natürlicher Kompensationsstrategien und das Training der kognitiven Funktionen. Regelmäßige moderate körperliche Bewegung und Yoga wirken sich positiv auf die kognitiven Fähigkeiten und den allgemeinen Gesundheitszustand aus. Auch Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen haben einen positiven Einfluss auf die geistige Wahrnehmung, insbesondere vermutlich, weil sie Angstzustände und Stress lindern.

Die kognitiven Fähigkeiten stärken

Wenn Sie Kompensationsstrategien zur Stärkung Ihrer kognitiven Fähigkeiten sowie Achtsamkeits- und Entspannungstechniken erlernen möchten, können Sie entweder unseren psychosozialen Dienst kontaktieren (T 45 30 33 1) oder sich direkt für eines unserer kostenlosen Gruppenangebote für Menschen mit Krebs anmelden.

Weitere Informationen finden Sie in unseren Kurs- und Veranstaltungsangeboten für Patientinnen und Patienten 

Die kognitiven Fähigkeiten stärken mit Kalliopi

Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit

Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit
  • Vermeiden Sie Multitasking. Bleiben Sie bei dem, was Sie tun, und erledigen Sie erst die eine Aufgabe, dann die nächste.
  • Machen Sie kurze Pausen, denn wenn Sie sich lange auf etwas konzentrieren, lässt Ihre Aufmerksamkeit nach.
  • Setzen Sie sich für jeden Tag eine Priorität. Schreiben Sie auf, was Sie am Tag erledigen wollen, am besten schon am Vorabend.
  • Verbannen Sie optische und akustische Reize von außen, außerdem alles in Ihrer Umgebung, was Sie ablenken könnte.
  • Die Aufmerksamkeit kann durch innere Empfindungen beeinträchtigt werden, etwa Gedanken und Gefühle und/oder physische Faktoren, beispielsweise Schmerz, Müdigkeit, Hunger und Kälte. Darum ist es wichtig, dass Sie sich um Ihr körperliches Wohlbefinden kümmern, bevor Sie sich einer Aufgabe zuwenden.
  • Konzentrieren Sie sich auf den Augenblick. Das mag besonders dann schwierig erscheinen, wenn Sie sich gerade nicht konzentrieren können. Aber rufen Sie sich immer ins Gedächtnis, dass Sie selbst entscheiden, worauf Sie sich konzentrieren wollen.
  • Eine Strategie, die Ihnen helfen könnte, ist der „Aufmerksamkeitsstrahl“. Sie besteht darin, sich auf bestimmte Dinge zu konzentrieren und alles andere auszublenden. Man könnte den Aufmerksamkeitsstrahl mit dem Licht einer Taschenlampe in einem finsteren Zimmer vergleichen: Der Strahl taucht ein bestimmtes Objekt ins Licht, während der Rest des Zimmers im Dunkeln verschwindet.
Tipps zur Reduzierung äußerer Reize
  • Minimieren Sie 
    Hintergrundgeräusche 
    (schalten Sie elektrische Geräte
    aus, etc ...)
  • Erledigen Sie wichtige oder
    schwere Aufgaben möglichst 
    in einem ruhigen Raum
  • Verwenden Sie Ohrstöpsel
    oder NoiseCancelling-Kopfhörer
  • Reduzieren Sie visuelle
    Ablenkungen
  • Sorgen Sie für eine angemessene 
    Beleuchtung in Ihrem 
    Arbeitsbereich

Schon gewusst?

  • Das Chemobrain ist eine Beeinträchtigung, die bis zu 75 % aller Menschen erleben, die wegen einer Krebserkrankung behandelt werden
  • Als Chemobrain bezeichnet man kognitive Beeinträchtigungen während oder nach der Chemotherapie
  • Eine funktionierende geistige Wahrnehmung ist Voraussetzung für die eigenständige Bewältigung des Alltags
  • Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen ist bei Menschen mit Krebs signifikant erhöht
  • Das Ziel der kognitiven Rehabilitation ist eine Verbesserung der Lebensqualität der Patienten und Patientinnen

Strategien zur Stärkung der Merkfähigkeit

Strategien zur Stärkung der Merkfähigkeit
  • Informationen strukturieren. Eine wirkungsvolle Organisationsstrategie ist das sogenannte Chunking. Das bedeutet, dass man große Informationsmengen in kleinere, logisch zusammengehörende Einheiten aufteilt, die sich leicht erfassen lassen.
  • Assoziationen bilden. Verbinden Sie neue Informationen mit bekanntem Wissen. Schaffen Sie sich mentale Bilder, die Sie mit Geräuschen, Gerüchen oder Geschmäckern verbinden, sodass Sie Erinnerungen leichter aufrufen können.
  • Bildsprachliche Elemente und Werkzeuge wie Grafiken, Illustrationen und Fotos erleichtern das Lernen. Grafiken und Tabellen dienen außerdem der Vereinfachung von Informationen, sodass man sie besser verstehen und behalten kann.
  • Bauen Sie sich Eselbrücken mithilfe von mnemotechnischen Mitteln wie Akronymen, d. h. Abkürzungen, die aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter bestehen, Leistenversen, d. h. Versfolgen, deren Anfangsbuchstaben oder -silben ein Wort ergeben, oder Reimen, um sich Informationen langfristig zu merken.

Außerdem gibt es Strategien, die auf dem Einsatz von Gedächtnisstützen wie Notizbüchern und Kalendern, To-do-Listen, Diktiergeräten und Gedächtnisapps (Lumosity, NeuroNation) beruhen.

Die Auswirkungen kognitiver Beeinträchtigungen reduzieren

Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Patienten und Patientinnen, die an kognitiven Beeinträchtigungen leiden, auch ihre Sozialkontakte einschränken und Einbußen ihrer funktionellen und beruflichen Leistungsfähigkeit erleben, außerdem eine allgemein verminderte Lebensqualität.

Es hat sich gezeigt, dass die kognitive Rehabilitation wirkungsvoll dazu beiträgt, die Auswirkungen kognitiver Beeinträchtigungen bei krebskranken Patientinnen und Patienten zu verringern.

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