Genexpressionstests bei Brustkrebs

Im Rahmen der Brustkrebsdiagnostik entscheiden Sie gemeinsam mit Ihrem Onkologen über das am besten geeignete therapeutische Vorgehen. Bei diesem Entscheidungsprozess finden verschiedene Faktoren Berücksichtigung, und der Arzt wird unter Umständen eine Genanalyse des Tumors veranlassen.

Je nachdem, wie hoch das Risiko für einen Rückfall ist, entscheidet der Arzt, ob eine Indikation für eine vorbeugende (adjuvante) Chemotherapie besteht, um das Rückfallrisiko zu reduzieren.

Bei einem Genexpressionstest wird Tumorgewebe, das im Rahmen einer Operation oder Biopsie entnommen wurde, auf verschiedene Gene untersucht, um zu beurteilen, wie aggressiv Ihr Tumor ist und wie hoch das Risiko ist, dass er sich ausbreitet (Metastasen) oder wieder auftaucht (Rezidiv).

Das Genprofil Ihres Tumors gibt Auskunft darüber, ob für Sie ein hohes oder geringes Rückfallrisiko besteht. Genexpressionstests sind eine Form personalisierter Medizin – ein Verfahren, um mehr über Ihren Tumor herauszufinden und Ihre Behandlung entsprechend anzupassen.

Das behandelnde medizinische Team kann die mittels dieser Tests gewonnenen Informationen nutzen, um herauszufinden, welche Frauen nach der Brust-OP wahrscheinlich von einer Chemotherapie profitieren werden.

Man unterscheidet zwischen hohem und geringem Rezidivrisiko

Geringes Rezidivrisiko

Bei Brustkrebs ist das Risiko für einen Rückfall gering, wenn die folgenden Merkmale zutreffen:

  • Der Tumor hat weniger als 1 cm Durchmesser.
  • Die Tumorzellen haben Rezeptoren für Östrogen und Progesteron (sie sind Hormonrezeptor-positiv bzw. hormonempfindlich).
  • Der Tumorgrad ist 1 (niedriggradig);
  • Der Krebs ist noch nicht in die Lymphgefäße oder die Blutgefäße des Brustgewebes vorgedrungen.

Erhöhtes Rezidivrisiko

Bei Brustkrebs besteht ein erhöhtes Rezidivrisiko, wenn eines der im Folgenden genannten Merkmale zutrifft:

  • Der Tumor hat einen Durchmesser von mehr als 5 cm.
  • Die Tumorzellen sind triple-negativ, d. h., sie haben keine Rezeptoren für Östrogen oder Progesteron und sie enthalten keine zusätzlichen Kopien des Gens HER2.
  • Der Tumorgrad ist hoch (G3).
  • Der Krebs hat sich in die Lymphgefäße oder die Blutgefäße des Brustgewebes ausgebreitet.
  • Der Krebs hat in mindestens vier Lymphknoten gestreut.
  • Der Krebs hat in die Brustmuskulatur oder die Haut der Brust gestreut.
  • Der Krebs ist entzündlich.

Je höher das Rezidivrisiko ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Gabe einer adjuvanten Therapie einem Rezidiv vorbeugt.

Das Rezidivrisiko ergibt sich aus den folgenden Faktoren:
  • Tumorgröße
  • Tumorgrad
  • Hormonrezeptorstatus der Tumorzellen 
  • HER2-Status der Tumorzellen
  • Verbreitung der Tumorzellen in den Lymphknoten
  • Vordringen der Krebszellen in Lymphgefäße, Blutgefäße oder beide Gefäßarten

Die unterschiedlichen Gentestarten

Bei den Tests Oncotype DX und MammaPrint werden unterschiedliche Gengruppen des Brustkrebses untersucht. Sie werden im Allgemeinen bei Krebserkrankungen im Frühstadium eingesetzt und sind nicht in jedem Fall sinnvoll. Bei einem fortgeschrittenen Mammakarzinom etwa ist es auch ohne Genexpressionstest eindeutig, dass eine Chemotherapie notwendig ist.

Diese Tests müssen von Ihrem Arzt verschrieben werden. Der Antrag wird an das Nationale Zentrum für Humangenetik des LNS gesendet, das ihn bearbeitet.

Der Test Oncotype DX Breast Recurrence Score® wird bei Patientinnen mit Hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen Tumoren im Stadium I, II oder IIIa mit Befall von höchstens drei Lymphknoten angewendet.

Für diesen Test ist eine Gewebeprobe aus dem Tumor notwendig, die entweder per Biopsie oder im Rahmen der Tumoroperation entnommen wird. Aus diesen Zellen werden 21 Gene untersucht, um den sogenannten Recurrence-Sore zu ermitteln, der zwischen 0 und 100 liegen kann. Dieser Score gibt Aufschluss über Ihr Risiko für ein Brustkrebsrezidiv in den kommenden zehn Jahren und sowie über die Wahrscheinlichkeit, dass Sie nach der Operation von einer Chemotherapie profitieren würden.

  • Ein niedriger Score (0–25) bedeutet ein geringes Rückfallrisiko. Die meisten Frauen mit einem niedrigen Rückfall-Score profitieren nicht von einer Chemotherapie. Bei ihnen werden mit einer Hormontherapie gute Resultate erzielt.
  • Ein erhöhter Score (26–100) zeigt ein erhöhtes Rückfallrisiko an. Für die betroffenen Frauen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie zur Minderung ihres Rückfallrisikos von einer Chemotherapie zusätzlich zur Hormontherapie profitieren würden.

Mehr erfahren

Mithilfe des MammaPrint-Tests werden 70 spezifische Gene Ihres Tumors untersucht, um zu bestimmen, wie aggressiv er ist. Der Test gibt also Auskunft darüber, wie hoch das Risiko für Metastasen ist.
Er ist nur dann sinnvoll, wenn es sich bei Ihrem Mammakarzinom um einen frisch diagnostizierten, invasiven Krebs im Frühstadium mit Tumorgrad 1 bis 3, einer Tumorgröße von 5 cm oder weniger und Befall von nicht mehr als drei Lymphknoten handelt.

Bei dem Test werden 70 verschiedene Gene analysiert, um festzustellen, ob bei Ihrem Krebs ein geringes oder erhöhtes Risiko für einen Rückfall in den nächsten zehn Jahren besteht. Das Testergebnis lautet entweder „geringes Risiko“ oder „erhöhtes Risiko“. Das Ergebnis des MammaPrint-Tests ermöglicht eine präzise Einschätzung des Rückfallrisikos. Das Ergebnis „geringes Risiko“ bedeutet, dass Ihr Risiko für Metastasen gering ist und dass die Chemotherapie in vielen Fällen nicht notwendig ist.

Mehr erfahren

Was Sie auch interessieren könnte

Grade du cancer du sein et autres test
Ploidiegrad des Brustkrebses und Zellproliferation
Die Brustkrebsdiagnose verstehen
Die Brustkrebsdiagnose verstehen
Behandlung von Brustkrebs
Behandlung bei Brustkrebs