Ein Familienmitglied hat Krebs, was nun?

Jedes Jahr bekommen in Luxemburg rund 3.000 Menschen Krebs. Für die Betroffenen ist die Diagnose schlimm. Aber auch ihre Familien leiden unter der Krankheit und der neuen Situation.

Kinder und Jugendliche fallen nach der Krebsdiagnose eines Familienmitglieds häufig in ein tiefes Loch. Oft entsteht ein Gefühlschaos, weil sich Angst, Wut und Trauer vermischen.

30 September 2022
Familienmitglied hat Krebs, was nun?

Welche Gefühle können auftauchen und was bedeuten sie?

Schuld
Besonders Jugendliche fragen sich häufig, ob ihr eigenes Verhalten die Krankheit bei ihren Familienmitgliedern ausgelöst hat. War ich nicht brav? Hätten wir bloß nicht so oft streiten sollen? Ganz wichtig: Sie haben kein Schuld! Eine Krebserkrankung wird niemals durch Stress oder Streit ausgelöst.

Wut
Oft können Jugendliche nicht verstehen, warum gerade ihr Papa krank geworden ist. Auch die Wut ist eine normale Reaktion. Hinter der Wut steckt oft eine Mischung aus unterschiedlichen Gefühlen: Hilflosigkeit, Verzweiflung oder Ohnmacht. Wichtig ist, dass die Jugendlichen dieses Gefühl mit einer anderen Vertrauensperson teilen, bei der sie sich wohlfühlen.

Angst
Jugendliche denken sich oft die schrecklichsten Szenarien aus. Es ist normal, in einer solchen Situation Angst zu haben. Doch: Eine Krebsdiagnose heißt nicht unbedingt, dass jemand stirbt. Die Medizin hat in den letzten Jahrzehnten viele Fortschritte gemacht.

Welche Gefühle können auftauchen und was bedeuten sie?

Welche Veränderungen kommen nach einer Krebsbehandlung auf die Jugendlichen zu?

Wenn ein Familienmitglied Krebs bekommt, dann ändert sich zu Hause vieles. Plötzlich sind ärztliche Termine die erste Priorität. Es wird vorkommen, dass hin und wieder keiner zu Hause ist und dass der Jugendliche das Abendessen, die Wäsche, sowie seine Hausaufgaben ohne Hilfe schaffen muss. 

Umgang mit der neuen Situation

Mit diesen Veränderungen klarzukommen, kann am Anfang schwer sein. Aber eine Sache sollten die Jugendlichen nicht vergessen: Sie sollten sich ablenken und einen sozialen Ausgleich haben um die eigene, mentale Gesundheit zu fördern. Und notfalls professionelle Hilfe suchen.

Auswirkungen einer Krebserkrankung im Umfeld auf die Psyche und den Körper

Wie Jugendliche auf eine Krebserkrankung in der Familie reagieren hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Dem Alter: als Kind ist man abhängiger von den Eltern, als Jugendlicher lernt man sich gerade selbst kennen. Mit 14 Jahren hat man ein anderes Verhältnis zu den Eltern als mit 18 oder 19 Jahren
  • Dem Geschlecht: Mädchen fällt es oft leichter, über Gefühle zu sprechen, während es Jungs oft schwerfällt
  • Der Persönlichkeit: einigen Menschen fällt es leicht, über Probleme zu reden, andere werden eher aggressiv
Gut zu wissen

Wenn sich Gefühle nach innen
fressen, können psychosomatische 
Probleme auftauchen wie z. B.
Bauchschmerzen oder Anorexie.

Die Schule als „krebsfreier“ Ort

Der Schulalltag ist häufig eine Ablenkung vom schwierigen Familienleben zu Hause. Es ist also nur normal und verständlich, wenn die Jugendlichen einen Ort haben wollen, an dem das Leben ohne Veränderungen weitergeht! Wenn man sich dafür entscheidet, seinen engen Freunden von der Krebserkrankung zu erzählen, dann sollte man folgendes beachten:

  • Der Betroffene entscheidet, wem er etwas sagt: Man sollte seine Freunde bitten, das Geheimnis nicht weiterzuerzählen. Gute Freunde werden das hoffentlich respektieren!
  • Der Betroffene setzt die Grenzen: Man sollte sich nicht gezwungen fühlen, Details der Erkrankungen zu erzählen, wenn man das nicht möchte!
  • Es kann sein, dass einige Freunde sich schwertun, über das Thema zu sprechen. Das bedeutet nicht, dass sie die betroffenen Person nicht gerne haben. Es lohnt sich, mit seinen Freunden Dinge zu tun, die einen vom Alltag ablenken!
Die Schule als „krebsfreier“ Ort
Cover FR du den ins!der 91

den ins!der n°91 - Ein Familienmitglied hat Krebs, was nun?

Zur kompletten Ausgabe

Fondation Cancer: Die Fondation Cancer bietet psychologische Beratung und Betreuung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Die Dienstleistungen sind kostenlos und werden in mehreren Sprachen angeboten (Luxemburgisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Portugiesisch, Griechisch, Spanisch). Die Beratungen sind auch per Videokonferenz möglich.
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Psy Jeunes: Das Beratungsangebot für junge Menschen des Luxemburgischen Roten Kreuzes.
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SePAS: Der psycho-soziale Dienst in den luxemburgischen Schulen. Oftmals bieten die SePas-Dienste in den jeweiligen Schulen eine erste Möglichkeit, das Gespräch zu suchen.
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Zögern Sie nicht, unsere Website bezüglich dieser Thematik zu besuchen: 

Diagnose Krebs - WIe sage ich es meinem Kind?

 

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