Brachytherapie (interne Strahlentherapie) bei Prostatakrebs

Die Brachytherapie ist ein Verfahren zur lokalen Krebsbehandlung, für das reiskorngroße radioaktive Kapseln, sogenannte seeds, unmittelbar in die Prostata eingebracht werden.

  • Die Brachytherapie allein wird in der Regel nur bei Männern mit lokal begrenztem Prostatakrebs mit geringem Risiko angewendet.
  • Für Männer mit einem Prostatakarzinom mit mittlerem Risiko kann eine Kombination aus Brachytherapie und externer Strahlentherapie bisweilen eine Behandlungsoption sein.

Die radioaktiven Kapseln werden mithilfe bildgebender Verfahren wie z.B. transrektalem Ultraschall (TRUS), Computertomografie oder MRT in der Prostata platziert.
Bei einem Prostatakarzinom finden zwei unterschiedliche Verfahren der Brachytherapie Anwendung, die beide in einem Operationssaal erfolgen. Sie erhalten eine Spinalanästhesie (mit der die untere Körperhälfte betäubt wird) oder eine Narkose (bei der Sie schlafen), und Sie müssen einige Tage im Krankenhaus bleiben.

Ausführliche Informationen rund um die Brachytherapie finden Sie in unserer Broschüre zur Strahlentherapie.

LDR-Brachytherapie (niedrig dosiert) mittels dauerhafter Implantate

Bei dieser Therapie werden radioaktive Seeds (etwa Jod-125) mithilfe feiner Hohlnadeln durch die Haut zwischen Anus und Skrotum in die Prostata implantiert. Die Seeds verbleiben in der Prostata, während die Nadeln wieder herausgezogen werden. Die Seeds geben über Wochen oder Monate geringe Strahlendosen ab. Üblicherweise werden rund 100 Seeds implantiert, doch die Menge hängt auch von der Größe der Prostata ab. Da die Seeds sehr klein sind, verursachen sie normalerweise keinerlei Beschwerden und werden auch nach Abklingen der Radioaktivität im Körper belassen.
Möglicherweise erhalten Sie in Kombination mit der Brachytherapie auch externe Bestrahlungen. Das ist insbesondere dann häufig der Fall, wenn der Krebs sich schon über die Prostata hinaus verbreitet hat (beispielsweise wenn Sie einen hohen Gleason-Score haben).

HDR-Afterloadingtherapie (zeitlich begrenzte, hoch dosierte Brachytherapie)

Dieses Verfahren kommt seltener zum Einsatz. Dabei werden hochdosierte Strahlenquellen zeitlich begrenzt eingebracht. Normalerweise werden binnen mehrerer Tage 1 bis 4 Dosen verabreicht, und die radioaktive Substanz wird dabei jedes Mal wieder aus dem Körper entfernt.

Nebenwirkungen der Brachytherapie

Bei einer LDR-Brachytherapie mit dauerhaften Implantaten geben die Seeds über Wochen oder Monate hinweg geringe Strahlungsdosen ab. Auch wenn die Strahlung nur eine geringe Reichweite hat, wird man Ihnen möglicherweise von ärztlicher Seite empfehlen, sich in dieser Zeit von schwangeren Frauen und kleinen Kindern fernzuhalten. Wenn Sie eine Reise planen, sollten Sie um eine ärztliche Bescheinigung über die Behandlung bitten, da die Strahlung bisweilen beim Sicherheitsscan am Flughafen erfasst wird.
Außerdem besteht ein geringes Risiko, dass die einzelne Seeds verrutschen („Seedwanderung“). Daher wird man Sie bitten, Ihren Urin ein oder zwei Wochen lang zu filtern, um mit dem Urin ausgeschiedene Seeds aufzufangen. Darüber hinaus wird man Ihnen unter Umständen noch weitere Vorsichtsmaßnahmen nahelegen, etwa das Tragen eines Präservativs beim Geschlechtsverkehr.
Diese Vorsichtsmaßnahmen sind bei einer HDR-Afterloadingtherapie nicht notwendig, da die Strahlenquellen nach der Behandlung nicht im Körper verbleiben.

Infolge einer Brachytherapie kann es gelegentlich zu Reizungen des Enddarms und einer Strahlenproktitis kommen. Außerdem können weitere Probleme wie Schmerzen im Enddarm, Brennen und/oder Durchfall (manchmal mit Blutungen) auftreten, doch langfristig sind schwere Nebenwirkungen selten.

Schwere Harninkontinenz (Schwierigkeiten bei der Harnkontrolle) ist keine häufig auftretende Nebenwirkung. Bei einigen Männern können jedoch Miktionsstörungen in Gestalt von häufigem Wasserlassen und andere, durch die Reizung der Harnröhre bedingte Symptome auftreten. Bei diesen Beschwerden kommt es tendenziell zu einer Verschlimmerung in den Wochen nach der Behandlung, danach klingen sie mit der Zeit ab. In seltenen Fällen kann es zu einer Verengung oder einem Verschluss der Harnröhre kommen. Man spricht dann von einer Harnröhrenstriktur. 

Bei einige Studien wird von einem selteneren Auftreten von Erektionsstörungen nach der Brachytherapie berichtet, während bei anderen keine Unterschiede zu externer Strahlentherapie und Operation festgestellt wurden. Je jünger Sie sind und je besser es um Ihre sexuelle Gesundheit bestellt ist, desto besser sind Ihre Aussichten auf vollständige Wiederherstellung Ihrer Sexualfunktionen nach der Behandlung. Erektionsstörungen lassen sich häufig erfolgreich mittels der im Abschnitt „Operation“ beschriebenen Therapien – auch durch die Gabe von Medikamenten – behandeln.