Analyse der individuellen Strahlenempfindlichkeit von Patientinnen und Patienten

Bei 10 % aller Patientinnen und Patienten, die eine Strahlentherapie erhalten, treten Nebenwirkungen auf, die Spätfolgen nach sich ziehen können. Das Centre François Baclesse hat in Zusammenarbeit mit dem Luxembourg Institute of Health ein neues Forschungsprogramm aufgelegt, um die zugrundeliegenden Mechanismen besser zu verstehen und für die Onkologie Werkzeuge zur Prävention, Frühdiagnostik und Behandlung von Nebenwirkungen zu entwickeln.

18 Februar 2022
Aktualität: Strahlenempfindlichkeit bei Krebspatienten

Die Fondation Cancer unterstützt das Forschungsprojekt mit 48 362 €.

Dank der Unterstützung der Fondation Cancer und in Zusammenarbeit mit den Laboren BioNext und ALARA expertise/Neolys Diagnostics bietet das Centre François Baclesse 200 Neupatientinnen und Neupatienten, die eine kurative Behandlung erhalten sollen, einen Blutschnelltest zur Ermittlung ihrer individuellen Strahlenempfindlichkeit (RADIODETECT) an.

Analyse der individuellen Strahlenempfindlichkeit

Jeder Mensch reagiert unterschiedlich und bis dato unvorhersehbar auf eine Strahlentherapie. Die Reaktion hängt von der genetisch bedingten, individuellen Strahlenempfindlichkeit ab. Die Identifikation von Personen mit einem Risiko für Spätfolgen via Screening würde es ermöglichen, die Strahlendosis bei Patientinnen und Patienten mit hoher Strahlentoleranz zu erhöhen, während man bei Personen mit einer hohen Strahlenempfindlichkeit entweder eine Verringerung der Dosis vorsehen oder alternative Techniken zum Einsatz bringen könnte. 

Analyse der Strahlenempfindlichkeit bei Krebspatienten - Dr Guillaume Vogin

Seit seiner Arbeit im Forschungsteam von Dr. Nicolas Foray hat Professor Guillaume Vogin die für die individuelle Strahlenempfindlichkeit verantwortlichen Mechanismen weiter untersucht, um entsprechende Screeningtests zu entwickeln. Anhand der Analyse von Gewebeproben von Patientinnen und Patienten, bei denen schwerwiegende Nebenwirkungen aufgetreten waren, konnte er zu der Entdeckung beitragen, dass strahleninduzierte DNA-Brüche in bestrahlten gesunden Zellen je nach Individuum unterschiedlich gut repariert werden. Der Reparaturprozess wird durch das Protein ATM reguliert, das mehr oder weniger effektiv in den Kern der bestrahlten Zellen vordringen kann. Auf Basis dieser Erkenntnisse hat ALARA expertise/Neolys Diagnostics zwei präzise Tests zur Ermittlung der individuellen Strahlenempfindlichkeit entwickelt, für die eine Hautbiopsie und neuerdings auch nur eine einfache Blutentnahme notwendig ist.

Vor Beginn der ihrer Strahlentherapie können Patientinnen und Patienten auf freiwilliger Basis eine Blutprobe abgeben, und innerhalb von 48 Stunden erhält der/die Strahlentherapeut*in das Testergebnis, das Auskunft darüber gibt, ob für den Patienten oder die Patientin ein geringes, mittleres und hohes Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen vorliegt.

Im Anschluss erhält der Patient oder die Patientin ihre bzw. seine Strahlentherapie gemäß den geltenden internationalen Empfehlungen. Dabei werden die Nebenwirkungen während der Strahlentherapie sowie drei und sechs Monate nach Abschluss der Therapie erfasst.

Das zentrale Studienziel besteht in der prospektiven Validierung von Aussagekraft und Genauigkeit des Tests für die Vorhersage der durch die Strahlentherapie verursachten unerwünschten Nebenwirkungen.

Bei der Studie handelt es sich um die erste ihrer Art auf internationaler Ebene, und auf ihrer Grundlage kann der Hersteller vor dem flächendeckenden Einsatz des Tests eine Erstattung bei den Krankenkassen beantragen.

Schéma : Radiosensibilité individuelles des patients atteints de cancer
  • Geboren am 12/07/1980 
  • Nationalität : französisch
  • Geschäftsführender und medizinischer Direktor des Centre François Baclesse (CFB)
  • Onkologischer Strahlentherapeut  
  • Professor an der Université de Lorraine und der Universität Luxemburg 
  • Klinischer Forscher am Luxembourg Institute of Helath (LIH) und am Labor IMoPA (Nancy)
  • Granzotto A, et al. (2016) Influence of Nucleoshuttling of the ATM Protein in the Healthy Tissues Response to Radiation Therapy: Toward a Molecular Classification of Human Radiosensitivity. International journal of radiation oncology, biology, physics 94 (3):450-460. 
  • Bodgi L, et al. (2016) The nucleo-shuttling of the ATM protein as a basis for a novel theory of radiation response: resolution of the linear-quadratic model. International journal of radiation biology 92:117-131
  • Berthel E, et al. (2019) The Nucleoshuttling of the ATM Protein: A Unified Model to Describe the Individual Response to High- and Low-Dose of Radiation? Cancers 11 (7). 
  • Pereira S, et al. (2018) Fast and binary assay for predicting radiosensitivity based on the nucleoshuttling of ATM protein: development, validation and performances. International journal of radiation oncology, biology, physics 100:353-360
  • Vogin G, et al. (2018) The Phosphorylated ATM Immunofluorescence Assay: A High-performance Radiosensitivity Assay to Predict Postradiation Therapy Overreactions. International journal of radiation oncology, biology, physics 101 (3):690-693. 
  • Maalouf M, et al. (2019) Influence of Linear Energy Transfer on the Nucleo-shuttling of the ATM Protein: A Novel Biological Interpretation Relevant for Particles and Radiation. International journal of radiation oncology, biology, physics 103 (3):709-718. 
  • Deneuve S, et al. Proof of Concept of a Binary Blood Assay for Predicting Radiosensitivity. Cancers (Basel). 2021 May 19;13(10):2477. 

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