Prädiktive Gentests

Bei manchen Frauen liegen ererbte Mutationen in bestimmten Genen vor, die ihr Brustkrebsrisiko (und eventuell das Risiko für andere Krebsarten) erhöhen. Diese Mutationen lassen sich per Gentest feststellen. Solche Gentests können in einigen Fällen sehr hilfreich sein, doch das gilt nicht für alle Frauen.
Die Folgen, die sich aus einem Gentest ergeben können, sollten im Vorfeld sorgfältig abgewogen werden.

Prädiktive Gentests

Familiäre Vorbelastung für Brustkrebs 

Wenn Mitglieder Ihrer Familie an Brustkrebs erkrankt waren oder sind, besteht auch für Sie selbst ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Allerdings liegen bei den meisten Frauen mit einer familiären Vorbelastung keine ererbten Genmutationen vor. 
Eine ererbte Genmutation ist vielmehr bei den Frauen sehr wahrscheinlich, in deren Familien es eine große Häufung von Brustkrebsfällen gibt und außerdem eine Vorbelastung für andere Krebsarten wie Eierstock-, Bauchspeicheldrüsen oder Prostatakrebs besteht. Wie hoch das Risiko für ein erbliches Syndrom ist, hängt außerdem von den folgenden Faktoren ab:

  • Verwandtschaftsgrad der betroffenen Familienmitglieder (eine Krebserkrankung bei engen Verwandten wie Mutter oder Schwester wiegt schwerer als ein Krebs bei entfernteren Verwandten, obwohl dies durchaus auch von Bedeutung sein kann)
  • Anzahl der betroffenen Familienmitglieder 
  • das Alter, in dem Ihre Verwandten die Diagnose erhalten haben (je jünger, desto besorgniserregender)

Anlass zu humangenetischer Beratung und Gentest 

Falls Sie an Brustkrebs erkrankt sind und bei Ihnen eine familiäre Vorbelastung besteht, sollten Sie mit Ihrer Ärztin darüber sprechen. Sie wird Ihnen dann möglicherweise eine genetische Beratung empfehlen, bei der Ihre Familiengeschichte genau untersucht wird, um abzuwägen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass bei Ihnen ein erbliches Tumorsyndrom wie der Erbliche Brust- und Eierstockkrebs (HBOC, Hereditary Breast and Ovarian Cancer) besteht. Bei einer solchen Beratung erklärt man Ihnen, wie ein Gentest funktioniert und welche Ergebnisse er haben kann. Auf der Grundlage dieser Beratung können Sie dann eine informierte Entscheidung treffen. Denn die Ergebnisse eines Gentests haben Auswirkungen auf Ihr eigenes Leben und möglicherweise auch auf das weiterer Familienmitglieder.

Es ist sehr wichtig, dass Sie verstehen, welche Informationen Ihnen ein Gentest liefern kann und welche nicht, und dass Sie die Vor- und Nachteile eines solchen Tests sorgfältig abwägen.

Humangenetische Beratung und Gentests

Brustkrebs BRCA 1 et BRCA2

BRCA1 et BRCA2

Für das Brustkrebsrisiko sind insbesondere Mutationen in den Genen BRCA 1 und BRCA2 von Bedeutung. Bei Frauen (und Männern) mit Mutationen in diesen Genen liegt eine erbliche Prädisposition für Brust- und Eierstockkrebs (HBOC, Hereditary Breast and Ovarian Cancer) vor.

  • Bei Frauen mit einer BRCA-Mutation besteht ein erhöhtes Risiko für Brust- und Eierstockkrebs, außerdem für Bauchspeicheldrüsenkrebs und wahrscheinlich noch weitere Krebsarten.
  • Männer mit einer BRCA-Mutation haben ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs (auch wenn es geringer ist als bei den betroffenen Frauen), für Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs und wahrscheinlich noch weitere Krebsarten.

Es gibt im Wesentlichen zwei Gruppen von Frauen (und Männern), die eine humangenetische Beratung und eventuell einen Gentest auf BRCA in Erwägung ziehen sollten:

Frauen mit Brustkrebsdiagnose

Nicht alle an Brustkrebs erkrankten Frauen benötigen eine humangenetische Beratung und einen Gentest. Diese können jedoch hilfreich sein:

  • wenn Sie Ihre Brustkrebsdiagnose in einem jungen Alter erhalten (vor allem, wenn Sie ein triple-negatives Mammakarzinom haben);
  • wenn bei Ihnen zum zweiten Mal ein Brustkrebs diagnostiziert wird (der kein Rezidiv des ersten Brustkrebses ist);
  • wenn Sie aschkenasische Jüdin sind;
  • wenn bei Ihnen eine familiäre Vorbelastung für Brustkrebs (insbesondere bei jungen Frauen oder bei Männern), Eierstock-, Bauchspeicheldrüsen oder Prostatakrebs vorliegt.
Andere Personengruppen

Auch für weitere Personen, für die ein erhöhtes Risiko für BRCA-Mutationen vorliegt, können eine humangenetische Beratung und Gentests empfehlenswert sein, insbesondere für:

  • Personen mit einer bekannten familiären Vorbelastung für BRCA-Mutationen;
  • Frauen mit Eierstock- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Männer mit einem hochgradigen oder metastasierten Brust-, Bauchspeicheldrüsen- oder Prostatakrebs;
  • Personen mit einer familiären Vorbelastung für Brustkrebs in jungem Alter, mit mehr als einem an Brustkrebs erkrankten Familienmitglied, mit einem männlichen an Brustkrebs erkrankten Familienmitglied;
  • Personen, in deren engstem Familienkreis sich eine Person mit einer familiären Vorbelastung für Eierstock-, Bauchspeicheldrüsen oder einen metastasierten Prostatakrebs befindet.

Mutationen in den Genen BRCA1 und BRCA2 sind Ursache für die meisten erblichen Brustkrebserkrankungen.
Doch auch erbliche Mutationen in anderen Genen, insbesondere in den Genen PALB2, CHEK2, ATM, PTEN (die das Cowden-Syndrom verursachen) und in TP53 (Auslöser des Li-Fraumeni-Syndroms) können das Brustkrebsrisiko erhöhen. Untersuchungen auf Mutationen in diesen Genen sind weniger häufig, werden aber in bestimmten Situationen möglicherweise in Erwägung gezogen.

Gentests können an Blut- oder Speichelproben durchgeführt werden. Die Proben werden in einem Labor untersucht.

Es gibt viele mögliche Mutationen in den BRCA-Genen. Die Tests können durchgeführt werden, um eine oder mehrere spezifische Mutationen aufzuspüren. Um viele verschiedene Mutationen in den BRCA-Genen aufzuspüren, kann man auch umfangreichere Tests durchführen. Welcher Test letztlich gemacht wird, ergibt sich aus der Situation. Wenn eine Person zum Beispiel getestet wird, weil bei einem Familienmitglied eine bekannte BRCA-Mutation vorliegt, wird man möglicherweise Untersuchungen machen, die einzig auf das Aufspüren dieser spezifischen Mutation abzielen. Bei Personen mit aschkenasischen Wurzeln wird man sich unter Umständen für Tests entscheiden, bei denen BRCA-Mutationen aufgespürt werden, die besonders häufig in dieser Personengruppe auftreten. Wenn jedoch kein Grund für den Verdacht auf die Mutation eines spezifischen Gens besteht, wird man im Rahmen der genetischen Untersuchungen wahrscheinlich nach vielen verschiedenen Mutationen suchen.

Vor der Durchführung eines Gentests sollte man sich im Klaren darüber sein, was ein solcher Test leisten kann. Gentests sind nicht perfekt. Es kann sein, dass sie keine eindeutigen Antworten liefern. Daher ist eine humangenetische Beratung im Vorfeld so wichtig.

Mögliche Ergebnisse sind: 

  • Positives Ergebnis für eine bestimmte Mutation. Bei diesem Ergebnis können Sie Maßnahmen ergreifen, um Ihr Risiko für Brustkrebs (oder andere Krebserkrankungen) zu mindern. Wenn bei Ihnen bereits ein Mammakarzinom diagnostiziert wurde, hat das Testergebnis unter Umständen Einfluss auf Ihre Therapieoptionen.
  • Negatives Ergebnis für die getestete(n) Mutation(en). Es kann beruhigend sein zu wissen, dass bei dem Test keine Mutation gefunden wurde, die Ihr Risiko erhöht. Allerdings sollte man sich klarmachen, dass die Ergebnisse eines Gentests nicht unbedingt ein Garant dafür sind, dass für Sie kein erhöhtes Risiko besteht. Es kann sein, dass bei Ihnen eine Mutation vorliegt, auf die Sie nicht getestet wurden.
  • Nicht eindeutiges Ergebnis. In bestimmten Fällen verraten die Testergebnisse nicht eindeutig, ob bei Ihnen eine Genmutation vorliegt.
  • Positives Ergebnis für eine Variante von unklarer Signifikanz (VUS): Das bedeutet, dass bei dem Test eine genetische Veränderung (Variante) aufgespürt wurde, aber dass nicht klar ist, ob diese spezifische Veränderung Einfluss auf Ihr Risiko hat.

Die Ergebnisse eines Gentests können mitunter komplex oder verwirrend sein. Darum ist es wichtig, sie mit einem Spezialisten zu besprechen. Er kann Ihnen erläutern, was die Ergebnisse für Sie (und möglicherweise weitere Mitglieder Ihrer Familie) bedeuten.

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