Neues aus der Krebsforschung - 2023

Dr. Carole Bauer, Onkologin und Vorsitzende der Fondation Cancer, hat vom diesjährigen ASCO-Kongress 2023 (ASCO = American Society of Clinical Oncology) interessante Informationen zu verschiedenen wichtigen Studien mitgebracht, über die sie im Folgenden berichtet. 

29 September 2023
Congrès de l'ASCO

Gynäkologische Krebserkrankungen

Chemoimmunkonjugate (auch Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, ADC) stellen ein neues Behandlungskonzept in der Krebstherapie dar. Sie bestehen aus einem mit einem Antikörper verbundenen Zytostatikum, das nur dann in den Zellen freigesetzt wird, wenn diese den Antikörper erkennen.

Ein in der Brust- und Magenkrebstherapie eingesetztes ADC, Trastuzumab Deruxtecan, wurde bei verschiedenen Krebserkrankungen mit geringer oder ausgeprägter Her2neu-Expression getestet. Bei metastasierenden gynokologischen Krebserkrankungen lag die Ansprechrate bei Gebärmutterhalskrebs und Eierstockkrebs nach einem Jahr bei 46 % und bei 72,8 % bei Endometriumkarzinomen. Ein überzeugender Grund, das Medikament bei diesen Erkrankungen einzusetzen.

In der Keynote-826-Studie wird die Standardtherapie bei metastasierenden Tumoren mit PD-L1-Expression als 
First-Line-Therapie mit einer Immuntherapie mit Pembrolizumab kombiniert. Mit dieser Strategie verdoppelte 
sich das Gesamtüberleben mit 28,6 Monaten im Vergleich zu 16,5 Monaten beinahe. Darum muss der PD-L1-Status der betreffenden Tumoren ermittelt werden, um die Standardtherapie gegebenenfalls mit einer Immuntherapie zu kombinieren.

Bei der SHAPE-Studie, ebenfalls zum Gebärmutterhalskrebs, in diesem Fall im Frühstadium mit guter Prognose, konnte gezeigt werden, dass eine schonendere, einfache Operation eine Option sein könnte, um Nebenwirkungen im Bereich des urogenitalen Trakts und der sexuellen Gesundheit zu vermeiden.

So gab es bei den Patientinnen, die sich einer einfachen statt einer radikalen Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter) unterzogen, keine erhöhten Rückfallraten, wobei sich jedoch die Lebensqualität erhöhte.

Ovarialkarzinome, der kurze Zeit nach einer Chemotherapie mit Platinsalzen zurückkehren, bezeichnet man als platinresistente Ovarialkarzinome, die leider eine schlechte Prognose haben. Aktuell gibt es noch kein Medikament, das bei diesen Erkrankungen eine verlängerte Überlebensdauer gezeigt hat.

In der MIRASOL-Studie wird ein neues Chemoimmunkonjugat – Mirvetuximab Soravtansine (MIRV) – mit den Standardchemotherapeutika verglichen. Das neue ADC zielt auf den Folatrezeptor ab, der folglich vorhanden sein muss (> 75 %), damit das Medikament wirkt. Die Studie zeigt mit einer Ansprechrate von 42 % im Vergleich zu 16 % positive Ergebnisse und mit 16,46 Monaten im Vergleich zu 12,75 Monaten eine verlängerte Überlebensdauer. Die neue Therapie führt allerdings zu toxischen Reaktionen am Auge, mit denen wir umzugehen lernen müssen. Weiterhin müssen platinresistente Ovarialkarzinome nun auf diesen Folatrezeptor untersucht werden, der bei 30 % der Eierstockkrebserkrankungen vorliegt.

Urothelkarzinome

In der THOR-Studie wird bei Personen mit fortschreitendem Blasenkrebs mit FGFR3/2-Mutation eine chemotherapeutische 
Behandlung mit einer Behandlung mit Erdafitinibverglichen. Es konnte eine deutliche Verlängerung der Überlebenszeit von 
7,8 auf 12,1 Monate bei vorbehandelten Patienten und Patienten gezeigt werden. 

Diese neue Behandlung ist eine Hoffnung für Patienten, die an diesem Krebs mit schlechter Prognose leiden.

Les cancers urothéliaux

Melanome

Gegenwärtig werden zahlreiche innovative Behandlungen bei metastasierenden Melanomen als neoadjuvante oder adjuvante Therapie untersucht.

  • Die Behandlung mit antiLAG3 in Kombination mit einer Immuntherapie zeigt Wirkung bei metastasierenden Melanomen ohne PD-L1-Expression.
  • Die IGNYTE-Studie zeigt erste, sehr ermutigende Resultate bei Personen mit einem lokal fortgeschrittenen oder metastasierendem Melanom. Ein onkolytisches Virus (das den Krebs abtötet) wird direkt in die kanzeröse Läsion injiziert. Diese lokale Therapie wird mit einer Immuntherapie kombiniert und zeigt erste sehr ermutigende Ergebnisse sowohl unmittelbar an den behandelten Läsionen als auch bei den Fernmetastasen.
  • Bei einer weiteren Phase-2-Studie bei Melanomen in Stadium III und damit mit hohem Rückfallrisiko wird die Immuntherapie mit einer adjuvanten (präventiven) personalisierten RNA-Impfung kombiniert. Der RNA-Impfstoff wird für jede erkrankte Person individuell hergestellt und konfrontiert das Immunsystem mit den spezifischen Mutationen des Tumors. Die Ergebnisse sind vielversprechend, müssen jedoch noch durch eine Phase-3-Studie bestätigt werden.

Operiertes, nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom mit EGFR-Mutation

Les cancers du poumon

Gegenstand der ADAURA-Studie waren vollständig resizierte Lungenkarzinome mit EGFR-Mutation. Die erkrankten Personen der ersten Gruppe wurde nach der Operation mit der Standardtherapie behandelt. In der zweiten Gruppe erfolgte drei Jahre lang ergänzend eine zielgerichtete Therapie mit Osimertinib. Es konnte gezeigt werden, dass sich die Mortalität nach fünf Jahren mit der Immuntherapie halbiert. Alle Erkrankten mit EGFR-Mutation sollten folglich nach der Operation Osimertinib erhalten.

Unterstützende Pflege

Eine randomisierte DoppelBlind-Studie konnte zeigen, dass die Behandlung mit Diclofenac-Salbe zweimal täglich sehr wirksam zur Vorbeugung des durch Capecitabin verursachten Hand-Fuß-Syndroms ist. Dies muss durch weitere Studien und auch für durch andere Medikamente verursachte Hand-Fuß-Syndrome bestätigt werden. Dennoch könnte man den betroffenen Personen zur dieser einfachen Behandlung raten.

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